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Was haben Physician Assistants mit dem Weltfrauentag zu tun?

 

Heute treffen sich zwei Themen, die mir beide sehr am Herzen liegen: #physicianassistant und #gender. Ich muss daher wenigstens einige meiner Gedanken zu deren Schnittmenge mitteilen ;-)

 

Ja, aber hat denn das eine überhaupt mit dem anderen zu tun? Ich denke schon, denn Physician Assistance ist ein überwiegend weibliches Fach, ich schätze, dass über 80 % der Studierenden und Alumni, also derjenigen im Beruf, weiblich sind (soweit ich weiß, gibt es dazu in Deutschland noch keine Daten (wie es überhaupt wenig Daten zu Physician Assistants in Deutschland gibt, aber das ist ein anderes Thema an dem ich mit vielen anderen engagierten KollegInnen arbeite)).

 

So what?

 

In der Medizin allgemein, besonders bei den Humanmedizinerinnen, wird die Verweiblichung des Faches geradezu beklagt. Der Begriff "Feminisierung der Medizin", als Kern der „Verweiblichung“ und einer damit einhergehenden „Verweichlichung“ ist stark negativ konnotiert. Gemeint ist dann damit, dass Frauen sich nicht so engagieren würden wie Männer, vor allen Dingen seltener bereit sind, Führungsverantwortung zu übernehmen und gern in Teilzeit tätig sind. Sie wollen eine ausgewogenen Work-Life-Balance und fordern doch glatt so etwas wie zum Beispiel Kindertagesstätten an den Kliniken ein.

 

Droht jetzt den Physician Assistants ein ähnliches Schicksal? Wird die „Verweiblichung“ des Faches auch hier als Argument gegen die Berufsgruppe genutzt werden? Es steht etwas zu befürchten. So hat doch erst in der vergangenen Woche eine Karriereberaterin in der Zeit einer Ratsuchenden erklärt, dass Physician Assistance der ideale Job für eine Teilzeittätigkeit sei, was zu einigen sehr abwertenden Kommentaren zu dem Artikel geführt hat….

Abgesehen davon, dass auch sonst in dem Artikel nicht alles korrekt war (siehe dazu auch TMT Blog vom 5.3.21), frage ich mich, ob es das ist, was die meisten jungen weiblichen Physician Assistants wollen? Halbherzig arbeiten, sich nicht genug für den Job engagieren? Als wenn Teilzeit damit gleichbedeutend wäre – so ein Quatsch. Teilzeit fördert die Flexibilität und Produktivität und ist damit für Arbeitgebende und Arbeitnehmende gleichermaßen vorteilhaft.

 

Ich habe die meisten meiner Studierenden und Alumni als extrem engagierte Menschen kennen gelernt, die vorwärtsstreben und als PionierInnen in ihren Kliniken unglaublich viel bewegt haben. Allein das ist für mich schon ein Zeichen dafür, dass sie führen wollen und können.

 

Interessanterweise hat thewittypa gestern auf Instagram folgendes gepostet: „Ambitious women really only have two options, a super supportive partner or no partner at all“ – ich weiß nicht, wer oder was das zitierte HBR meint, aber ich stimme der Aussage nur bedingt zu. Nicht nur für ambitionierte Frauen gilt, dass sie entweder einen sehr fördernden, unterstützenden Partner oder keinen Partner brauchen. Es ist altbekannt und Annie Lennox hat es schon so einzigartig besungen „Now there was a time, when they used to say, that behind every great man, there had to be a great women“, kurz: hinter jedem großen Mann steht eine großartige Frau. Der Song ist uralt, er wurde 1991 veröffentlicht. Wie würde er heute gesungen, dreißig Jahre später?

 

Laut thewittypa scheint es ratsam, das mit der Unterstützung einfach nur umzukehren, aber wollen wir das?

 

Ich will es nicht und ich habe es nicht umgekehrt. Das hat allerdings bedeutet, dass ich immer wieder mit meinem Partner Zeit und Mühe für Verhandlungen, Gespräche und gute Ideen brauchte, so, dass wir uns so miteinander entwickeln konnten, dass wir beide ambitioniert bleiben konnten. Das dieses Investment an Energie in die Partnerschaft notwendig ist, hat Bascha Mika schon 2011 in ihrer „Streitschrift wieder den Selbstbetrug“ unter dem Titel „Die Feigheit der Frauen: Rollenfallen und Geiselmentalität“ eindrucksvoll hergeleitet.

 

 

Aber, ich kann sicher sagen: Physician Assistants sind vieles, aber eines sicher nicht – feige!

 

Wer diesen Beruf wählt, hat Mut und Energie. Jeder Mensch, der mutig vorangeht, braucht Menschen, die unterstützen, jede Person, die Energie investiert, braucht andere Personen, die ihr helfen, die innere Batterie wieder aufzuladen, wenn die Energie verbraucht ist.

 

Und so hoffe ich, dass alle Physician Assistants, egal welchen Geschlechts, am Weltfrauentag 2021 singen: „Now is the time, when we can really say, that behind every great person, there are supportive partners”

 

(Jetzt ist die Zeit, zu der wir wirklich sagen können, das hinter jeder großartigen Person,  unterstützende Menschen stehen).

 

Quellen

 

https://www.aerztekammer-koblenz.de/newsletter-archiv/newsletter-032019/verweiblichung-der-medizin.html

 

https://www.zeit.de/karriere/beruf/2009-12/feminisierung-medizin/seite-2

 

https://www.spiegel.de/karriere/suche-anspruchsvollen-beruf-mit-karriereoption-biete-teilzeit-tipps-von-der-karriereberaterin-a-9ee57f70-f650-480a-ad4a-8ac971a83a3f

 

Wanger, Susanne (2006) : Arbeitszeitpolitik: Teilzeitarbeit fördert Flexibilität

 

und Produktivität, IAB-Kurzbericht, No. 7/2006, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

 

(IAB), Nürnberg

 

This Version is available at:

 

http://hdl.handle.net/10419/158214

 

Eurythmics, “Sisters are doing it for themselves” https://www.youtube.com/watch?v=drGx7JkFSp4

 

Bascha Mika, Die Feigheit der Frauen: Rollenfallen und Geiselmentalität – Eine Streitschrift wieder den Selbstbetrug, C.Bertelsmann Verlag ISBN 978-3570100707

 

Frau mit Fragezeichen von sophieja23 auf Pixabay, Frau mit Fön von Ryna McGuire auf Pixabay – Dankeschön!

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Katja Ladwig (Mittwoch, 10 März 2021 22:22)

    Ein toller Beitrag, der es auf den Punkt bringt. Feige dürfen wir nicht sein, denn dann könnten wir das Studium gleich bleiben lassen. Vielmehr könnte man von Pioniergeist sprechen, denn wir gehen täglich neue Wege und „erobern“ täglich neues Terrain.