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Physician Assistant - Achtung Ärzteschaft - Konkurrenz kommt?!?!

 

Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen widmet den Fokus seiner aktuellen Ausgabe der monatlichen Mitgliederzeitschrift Passion Chirurgie den Physician Assistants (1). Mutet das Editorial der Kollegen Krones und Vallböhmer noch aufgeschlossen an, ist ihr Artikel „Physician Assistants – much ado about (almost) nothing“ eine strubbelige Argumentationsbürste gegen das Berufsbild.

 

Ich zitiere:  PA „wetteifern mit den jungen (ärztlichen) KollegInnen gemäß Ihrem Leistungskatalog …um Bestandteile der ärztlichen Weiterbildung. Damit vergrätzt man die eh schon unruhige…Arztjugend nur noch mehr.“ „Der Klinikleiter mutiert zum Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nicht mehr los wird.“ und „PAs sind für Assistenzärzte keine Verstärkung, sondern Nebenbuhler.“

 

„Ärzte gegen Hilfspersonal auszuwechseln wirkt aber langfristig strategisch so, als ob Schalke 04 oder Borussia Dortmund mit den Spielern ihrer ohne Zweifel talentierten und erfolgreichen Amateurmannschaften versuchen würden, den drohenden Abstieg zu vermeiden oder doch die Champions League zu gewinnen.“ „Halbprofis schießen halt weniger Tore.“

 

Muss ich noch weiter zitieren?

 

Welch witzige Wortwahl, wie vermeintlich sprachlich geschickt. Nein, mir ist nicht zum Schmunzeln.

 

Eigentlich haben die beiden linguistischen Akrobaten die Sache mit den PA schon in weiten Teilen ganz gut verstanden. Leider sind die Schlussfolgerungen völlig verquer.

 

Krones und Vallböhmer holen weit aus, um zu zeigen, dass ärztliche Assistenzberufe immer schon ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung waren. Gleichzeitig unterstellen sie, dass der Bachelor-Studiengang zum Physician Assistant das Prinzip der Assistenz „um den Druck der Konkurrenz ergänzt.“ Wieso diese Schlussfolgerung? Warum werden PA als Konkurrenz empfunden? Woher kommt diese Sorge, wovor haben sie Angst? Ist der zitierte Zauberlehrling das Problem, der nicht gut genug ist, um die Geister zu beherrschen, ist es mangelndes Können, weshalb akademisch ausgebildete Assistenz gefürchtet werden muss?

 

Das Maulen geht weiter und bemängelt fehlende juristische Rahmenbedingungen. Hä? Haben Waldorf und Statler den Artikel im gleichen Heft von Hüttl und Heberer übersehen, in dem die rechtlichen Rahmenbedingungen ausführlich erläutert werden (2). Ja, es wird ein Feintuning der Aufgabenkataloge gefordert, aber nicht gegen die Ärzteschaft, sondern mit ihr. Die Ärzteschaft darf bestimmen, was delegationsfähig ist. Die Förmchen bleiben bei denen, die schon lange im Sand spielen.

 

Immerhin stehen die nörgelnden Fußballfans dazu, „dass jeder Neuanfänger in der Medizin natürlich vom erfahrenen Hilfspersonal profitiert. Die Autoren haben – wie sicher viele andere Kollegen auch – einen relevanten Teil ihrer Kenntnisse z. B. im Ambulanzwesen oder der Intensivmedizin im praktischen Alltag von erfahrenem Pflegepersonal gelernt.“ Und – richtig, schlussfolgern natürlich ganz stringent daraus, dass „die Übergabe von Lerninhalten angehender Ärzte an akademisch schwächer ausgebildete Bachelor … den Atem rauben sollte.“ Irgendwo haben sie mich hier abgehängt. Warum sollen wir vor Schreck die Luft anhalten, wenn wir Kompetenz im Team haben? Als jemand, der sehr erfahren ist beim Thema Beatmung, erschließen sich mir die physiologischen Zusammenhänge nicht. Vielleicht schaue ich zu wenig Fußball? Stellen wir uns vor, Schalke 04 oder Borussia Dortmund hätten einfach zu wenig Spieler und es gäbe keinen Nachwuchs, was dann, aufgeben oder talentierte Sportler aus anderen ähnlichen Disziplinen ins Team lassen?

 

Ach ja, und dann noch die laut schallende Klage über mangelnden Aufstiegschancen für PA: „Die Leiter ist zu kurz, der Beruf eine Endposition.“ Um wen sorgen sich die beiden denn hier eigentlich, um die Ärzteschaft oder die PA? Letztere sind übrigens in 96 % zufrieden, sehr zufrieden oder extrem zufrieden mit dem was sie tun (3).

 

In einem haben Kroner und Vallböhmer recht: „Eine echte Konkurrenz stellen PAs für Ärzte auch nicht.“ Ah, es schimmert Erkenntnis, auch wenn das initial noch anders klang. Eben, PA  sind keine Konkurrenz und wollen auch gar keine sein. Aber, gut Ding will Weile haben, vielleicht verstehen sie es ja bald selbst.

 

Und so kann ich die von Kroner und Vallböhmer subsummierte Fazit „Der Physician Assistant wird bleiben“ nur ebenso unterstützen, wie den mehrfach wiederholten Aufruf: „Hat man als Klinik die Wahl zwischen einer AssistenzärztIn und einer ArztassistentIn, gilt: „choose wisely“.

 

(1)   (1) Passion Chirurgie: Physician Assistants im OP, Ausgabe 03/21 https://www.bdc.de/magazine/passion-chirurgie-physician-assistants-im-op/

 

(2)    (2) Hüttl P., Heberer J, Physician Assistants –eine juristische Einschätzung in (1)

 

(3)    (3) Osborn, M. et al. Physician assistant burnout, job satisfaction, and career flexibility in  Minnesota, JAAPA 2019, 32 (7):41-47 https://journals.lww.com/jaapa/fulltext/2019/07000/physician_assistant_burnout,_job_satisfaction,_and.9.aspx

 

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