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Argumente gegen Physician Assistants

In etlichen Ländern der Welt sind Physician Assistants, studierte ärztliche Assistenzpersonen, gern gesehene Mitglieder der ärztlichen Teams (1). Sie unterstützen und entlasten das ärztliche Personal dadurch, dass sie ärztliche Aufgaben übernehmen, diese aber immer im Schulterschluss mit den fachärztlichen Kräften und unter deren Verantwortung ausführen. 

Das bedeutet ganz konkret, Physician Assistants führen AUSSCHLIESSLICH diejenigen Tätigkeiten durch, welche Fach-, Ober- oder Chefärzt:innen ihnen übertragen.

Das bedeutet auch, dass jede Klinik, jede Abteilung, jede Praxis und jede Gesundheitseinrichtung für die eigenen Prozesse entscheiden kann

  1. an welcher Stelle der eigenen Institution Entlastung erforderlich ist 
  2. welche ärztlichen Tätigkeiten geeignet sind, um an nicht-ärztliches Personal übertragen zu werden 
  3. an welche nicht-ärztliche Berufe diese ausgewählten Tätigkeiten delegiert werden
  4. ob Physician Assistants beschäftigt werden 

und

  1. wie genau Physician Assistants in die Abläufe eingebunden sind.

Gibt es eine größere Freiheit, als auf diese Weise zu entscheiden, ob und in welcher Form mit Physician Assistants zusammen gearbeitet wird?

 

Ich denke, dass es Physician Assistants eine großartige Option sind, ein ärztliches Team um Kompetenz und Fertigkeiten zu erweitern. Es gibt keinen Zwang und keine Vorschriften, wie diese Ergänzung zu nutzen ist, sondern es zählt der allein der Wunsch und Wille des ärztlichen Teams. 

 

Und dennoch scheint die Angst groß, dass Physician Assistants den ärztlichen Fachkräften mehr schaden, als nutzen. 

Die häufigsten Argumente aus ärztlichen Reihen gegen dieses Berufsbild sind: 

  1. Physician Assistants kannibalisieren die Pflege.
  2. Physician Assistants höhlen als „light“ Version den ärztlichen Beruf aus
  3. Physician Assistants schaffen unnötige zusätzliche Schnittstellen
  4. Physician Assistants vermindern die Ausbildungsqualität von Ärzt:innen in Weiterbildung
  5. Physician Assistants sind eine billige Arbeitskraft, die von sparsamen Geschäftsführer:innen bevorzugt wird

 

Die Begründung für diese häufigen Ängste hat Herr Kollege Veelken von der Berliner Ärztekammer hier ausgeführt (2). 

 

Alles Unsinn, denn 

  1. Physician Assistants sind zahlenmäßige so wenige, dass fällt gegenüber den vielen Pflegenden kaum ins Gewicht. Das die Pflege in Deutschland ganz andere Probleme hat, zeigt wohl am besten die jüngste Initiative von Joko und Klaas: Pflege ist #nichtselbstverständlich (3).
  2. Wie oben beschrieben, bestimmen die ärztlichen Fachkräfte, was für sie individuell eine passgenaue Entlastung ist, die Ärzt:innen, nicht die Physician Assistants, also nix mit „light Version“ und Aushöhlen durch Physician Assistants.
  3. Physician Assistants bilden eine Konstante und rotieren nicht wie Praktikant:innen oder Ärzt: innen in Weiterbildung, das verringert Verluste an Schnittstellen.
  4. Mehr Kompetenz im Team erhöht Qualität, auch die der Ausbildung.
  5. Physician Assistants verdienen ähnliche Gehälter, wie Ärzt:innen und sind daher eine Ergänzung, die ihren Preis wert ist.

 

Mehr Details zu diesen Positionen für die Physician Assistants, aufgeschrieben von Peter Heistermann und mir, finden Sie hier (4).

 

Fazit: Kein ärztliches Team muss mit Physician Assistants zusammen arbeiten. Die Teams, die mit Physician Assistants zusammen arbeiten, sind typischerweise sehr zufrieden (5). 

 

 

  1. Für eine Übersicht und weitere Informationen https://www.thepalife.com/the-globalization-of-physician-assistants/
  2. https://www.bdc.de/kontra-physician-assistant/
  3. https://www.youtube.com/watch?v=n7XIeBG5t7
  4. https://www.bdc.de/pro-physician-assistant/
  5. Többen K., Siepe R., Meyer-Treschan, T.  PAperlapapp in Notaufnahmen- sollten Physician Assistants die Behandlungsteams in Notaufnahmen ergänzen? DGINA 2019

Bild von Ulrike Leone auf Pixabay

 

Wie stehen Sie zu Physician Assistants? Arbeiten Sie als solche oder mit diesen zusammen? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Welche Argumente kennen Sie?

 

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