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Kassenärzt:Innen wollen mit Physician Assistants die gesundheitliche Versorgung sichern!

 

Teil 1 einer zweiteiligen Zusammenfassung der Vorschläge der KBV zur Weiterentwicklung des deutschen Gesundheitswesens

 

 

Am 3. Mai 2021 haben die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und die Kassenärztlichen Vereinigungen ein extrem wichtiges Konzept zur Sicherung der gesundheitlichen Versorgung in Deutschland publiziert (1). Das Konzept „KBV 2025 – Strukturen bedarfsgerecht anpassen – Digitalisierung sinnvoll nutzen“ legt eindrücklich dar, wie ausgeprägt der Mangel an ärztlichen Fachkräften in Deutschland bereits ist und wie dieser Mangel sich in naher Zukunft weiter verstärken wird: „ Mangelnder ärztlicher Nachwuchs, eine verstärkte Betonung der „Work-Life-Balance“ bei den meist jüngeren Niedergelassenen und Niederlassungswilligen sowie eine weitere Differenzierung der Fachgebiete, die den Bedarf an Ärzten zusätzlich erhöht, führen zu einem zunehmenden Rückgang der letztlich zur Verfügung stehenden Arztzeit. Selbst unverzüglich beginnende Maßnahmen zur Erhöhung der Zahlen der Medizinstudierenden brächten kurzfristig keine Abhilfe.“

 

Wie aber kann aus Sicht der KBV dennoch eine qualitativ hochwertige gesundheitliche Versorgung gesichert werden?

 

Die KBV macht zahlreiche verschiedene Vorschläge, so sollen vor allen Dingen ambulante Strukturen ausgebaut und intersektorale Gesundheitszentren aufgebaut werden. Die Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen soll gesteuert und auf den konkreten Behandlungsbedarf angepasst werden.

 

Für Ärzt:Innen in Weiterbildung soll der ambulante Sektor attraktiver gemacht werden, u.a. dadurch, dass auch angestellte Ärzt:Innen Leistungen erbringen können sollen, die die Krankenkassen vollständig und extrabudgetär vergüten. Besonders interessant ist der Vorschlag der, ich nenne es mal vorsichtig „Relativierung des fachärztlichen Standards“: „Zu prüfen wäre dementsprechend, ob der „Facharztstatus“ in der ambulanten Versorgung (dass nur Ärzte mit abgeschlossener Facharztausbildung die Patienten behandeln) partiell in Verbindung mit einer laufenden Weiterbildung angepasst werden kann.“ Was das konkret bedeuten würde, bleibt mit großem Interesse abzuwarten.

 

Da aber, wie eingangs betont, allein durch strukturelle Veränderungen innerhalb der Ärzt:Innenschaft die „zur Verfügung stehende Arztzeit“ nicht ausreichen wird, um den Behandlungsbedarf zu decken, braucht es weitere Maßnahmen, konkret weitere Schultern, weiteres qualifiziertes medizinisches Personal, welches gemeinsam mit den Ärzt:Innen die gesundheitliche Versorgung leistet. Hier wird eine bemerkenswerte Kehrtwende eingeleitet, die in der Forderung mündet, dass nichtärztliche Gesundheitsberufe gestärkt und in die medizinische Versorgung eingeplant werden müssen.  Hier werden explizit die Physician Assistants hervorgehoben: „Der steigende ambulante Versorgungsbedarf erfordert eine Weiterentwicklung delegierbarer Leistungen an besonders qualifizierte Hilfsberufe, wie den Physician Assistant (PA) oder die akademisierte MFA.“ In diesem Zusammenhang formuliert die KBV sehr klar und m.E. selbstkritisch: „Die derzeitigen politischen Initiativen der akademischen Weiterentwicklung der nichtärztlichen Gesundheitsberufe einerseits und die vielfältigen Möglichkeiten des Direktzugangs des Patienten zu verschiedenen nichtärztlichen Angehörigen von Gesundheitsberufen andererseits, erfordern eine Revision der bisherigen Haltung und Positionierung zur dieser Entwicklung. [] Die bisher durchgängig kritischen beziehungsweise ablehnenden Positionierungen verhindern die erforderliche aktive und konstruktive Beteiligung der Ärzteschaft an dieser Entwicklung. Dabei wird verkannt, dass eine solche Entwicklung auch Chancen beinhaltet, die insbesondere in der weiteren Qualifizierung, aber auch in einer erhöhten Wertschätzung dieser nichtärztlichen Gesundheitsberufe bestehen.“

 

Dem habe ich nichts hinzuzufügen!

 

Wie genau auf dieser Basis in Zukunft die Versorgung gestaltet sein könnte, darauf geht Teil 2 in der kommenden Woche ein, es bleibt spannend, denn es gibt ein neues AIDA Modell…!

(1) https://www.kbv.de/html/konzept_kbv2025.php

 

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